Im Rahmen der 6. Kirchberger Öko-Marketingtage tauschten sich vom 7. bis 9. November 2023 Vertreterinnen und Vertreter des Lebensmittelhandels, der Verarbeitung, der Landwirtschaft sowie von Wissenschaft und Verbänden zur Zukunft der Vermarktung von Bio-Lebensmitteln aus. In diesem Rahmen wurde auch der in diesen Tagen in Brüssel verhandelte Entwurf zu einer Deregulierung der Gentechnik in der EU diskutiert. Vor diesem Hintergrund veröffentlichen die Veranstalter und Demeter gemeinsam mit den anderen Trägern der Veranstaltung zum Abschluss folgende Erklärung:
Es ist ein Skandal, wie derzeit zentrale Werte der Europäischen Union wie das Vorsorgeprinzip oder das Recht auf Wahlfreiheit aufs Spiel gesetzt werden. Bisher galt: Gentechnik ist erlaubt in Forschung und Anbau, allerdings mit Sicherheitsprüfung, nahezu lückenloser Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit. Regeln der Koexistenz sichern eine gentechnikfreie Produktion, die in Europa und im Weltmarkt der heimischen Landwirtschaft Schutz garantiert und allen Verbraucherinnen und Verbraucher Wahlfreiheit bieten. Über 90 Prozent von ihnen erwarten weiterhin eine Kennzeichnung und Sicherheitsprüfung auch neuer Gentechnikpflanzen.
Nun soll all dies einem Versprechen der Gentechnikindustrie geopfert werden. Der Kommissionsvorschlag sieht dafür vor, dass künftig die meisten gentechnisch veränderten Pflanzen ohne Sicherheitsprüfung, Kennzeichnung und Rückholbarkeit in die Natur freigesetzt und als Futter- und Lebensmittel zugelassen werden sollen.
Diese weitgehende Deregulierung will jetzt die CDU im Europaparlament noch steigern und zusätzlich auch den bisher gentechnikfreien Ökolandbau für die Gentechnikindustrie freigeben. Dies würde eine massive und irreparable Beschädigung eines bedeutenden und wachsenden Wirtschaftssektors zur Folge haben. Der Wille von Bäuerinnen und Bauern sowie Bürgerinnen und Bürgern würde nicht respektiert. Deshalb muss dieses Vorhaben gestoppt werden.
Wir fordern alle Politikerinnen und Politiker auf, endlich den Wunsch von Bürgern und Wirtschaft nach Wahlfreiheit zu akzeptieren und weiterhin rechtlich eine gentechnikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft zu sichern. Außerdem muss das EU-Parlament und auch die Bundesregierung der Patentierung von Pflanzen und deren Eigenschaften, die erst durch die Neue Gentechnik ermöglicht wird, endlich einen Riegel vorschieben.
Daher der Aufruf an alle Abgeordneten des Europäischen Parlaments und an die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten, insbesondere auch an die Bundesregierung: „Stoppen Sie die Erosion europäischer Grundwerte, sichern Sie Wahlfreiheit und Transparenz um zu erkennen, was auf unseren Äckern wächst und auf unsere Teller kommt.“
Kirchberg, 9. November 2023
Die Partner der Öko-Marketingtage: