2018 hat der Demeter e.V. in Zusammenarbeit mit unseren landwirtschaftlichen Mitgliedern und Landesarbeitsgemeinschaften das Pilotprojekt „Anerkennung“ gestartet. Mit dem Projekt, das bis 2022 läuft, erproben wir neue Wege zur Demeter-Zertifizierung für unsere Höfe. Wir bauen die Checklisten-basierte Demeter-Kontrolle ab und ersetzen diese durch eine intensive, betriebsindividuelle Anerkennung. Zur Voraussetzung für die Zertifizierung gehören außer der jährlichen EU-Kontrolle auch jährliche, moderierte Betriebsentwicklungsgespräche auf den Höfen, Hofrundgänge mit Kolleg*innen und Verbraucher*innen, und detaillierte Selbstauskünfte. Somit möchten wir ein Verfahren entwickeln, dass die Höfe, ihre individuellen Ziele und Herausforderungen, in den Mittelpunkt der Zertifizierung stellt.
Als Kernaufgabe sehen wir, der Demeter e.V., unsere Landesarbeitsgemeinschaften und unsere Betriebe, nicht nur eine zukunftsfähigen, nachhaltigen Landwirtschaft zu fördern, sondern auch das die nötigen Strukturen zu gestalten, die eine solche Landwirtschaft langfristig ermöglichen. Hierzu gehört auch, neue Möglichkeiten für soziale, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft im Allgemeinen zu schaffen und zu erhalten.
Schon seit mehreren Jahren steht im Mittelpunkt dieser Aufgabe die Entwicklung eines neuen Anerkennungsverfahrens für Demeter-Betriebe. Ziel ist, die Zertifizierung mit ihren Checklisten durch eine dynamische Anerkennung zu ersetzen. Zertifizierung anhand von Checklisten führt in der Regel dazu, dass nur der Status quo und nicht die Entwicklung der Betriebe zertifizierungsrelevant ist. Ein dynamisches Anerkennungsverfahren hingegen stellt unsere Betriebe mit ihren Leistungen, Visionen und Herausforderungen in den Mittelpunkt.
In Zusammenarbeit mit unseren Landesarbeitsgemeinschaften sowie unseren landwirtschaftlichen Mitgliedern und Mitarbeiter*innen wird nun eine solche Demeter-Anerkennung als partizipatives Pilotprojekt (2018-2022) mit bis zu 100 teilnehmenden landwirtschaftlichen Betrieben erprobt.
Das Verfahren basiert auf der Durchführung von moderierten Betriebsentwicklungsgesprächen (BEG) in Gruppen aus 3 bis 5 Landwirt*innen. Im BEG wird die aktuelle Situation und die Entwicklung des Betriebes erörtert, Handlungsbedarfe identifiziert und Handlungsoptionen entwickelt.
Für das Jahr 2020 ist außerdem eine Verbraucher -Umfrage vorgesehen, die die Akzeptanz eines solchen Verfahrens, insbesondere in den Augen von Verbraucher*innen, beleuchten soll.
Der Demeter e.V. ist der älteste Bioverband in Deutschland. Schon seit 1924 bewirtschaften unsere Mitglieder ihre Felder biodynamisch. Aufgrund der lebendigen Kreislaufwirtschaft gilt die Demeter-Landwirtschaft als nachhaltigste Form der Landbewirtschaftung und geht weit über die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hinaus. Mittlerweile werden Rund um die Welt in 50 Ländern ca. 202.000 Hektar Land von 5.900 Bäuerinnen und Bauern nach den Demeter-Richtlinien bewirtschaftet.
Im Rahmen des Projekts bieten wir jährlich 1-2 Student*innen die Möglichkeit, ihre Masterarbeiten zu projektrelevanten Themen zu schreiben.
„Der Fokus auf Entwicklungsaspekte ist sehr gut“ ist und ein „gutes Gerüst für Reflexion des Betriebes und der eigenen Werte und Ziele.“ Es dient als Werkzeug, dass zu einer „intensiveren Hofwahrnehmung als bei bisherigen [Hofgesprächen] führt“, und ist „als Leitfaden hilfreich; ein roter Faden für wichtige Aspekte am Betrieb.“
„Da ich alleinige Betriebsleiterin bin, ist mir der Austausch mit meinen Berufskollegen wichtiger, als eine reine Kontrolle.“
„Für jeden Betrieb hat sich zum Schluss des Gesprächs ein Bild ergeben, dass die Gäste sozusagen aktuell zusammengestellt haben. An diesem Bild leitete die Gruppe den Handlungsbedarf für die nächste Zeit ab.“
„Solche Gespräche sind was ganz anderes als eine Kontrolle. Es kommen nicht so oft Kollegen auf meinen Betrieb, um mit mir über die so wichtige biodynamische Entwicklung meines Hofs zu sprechen. Das ist sehr wertvoll für mich, denn die Kollegen schauen ganz anders hin als die Kontrolleure.“