Außergewöhnlichstes Charakteristikum der Biodynamischen Wirtschaftsweise sind von Beginn an die Präparate. Ihre Anwendung ist für jeden Demeter-Betrieb verpflichtend.
Das lateinische Wort Präparat bedeutet soviel wie „das Vorbereitete, das Zubereitete“. Die biodynamischen Präparate sind vitalisierende Zubereitungen für Boden und Pflanzen. Als eine Art Heilmittel für die Erde fördern sie auch Wachstum und Qualität der Pflanzen sowie die Tiergesundheit. Für ihre Herstellung werden pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen kombiniert und natürlichen Kräften ausgesetzt, um sie dann in veränderter Form der Natur wieder zuzuführen. Die Kompostpräparate werden aus den Heilpflanzen Schafgarbe, Kamille, Brennnessel, Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian hergestellt.
Es gibt zwei Sorten von Präparaten: Die sogenannten Kompostpräparate, die dem natürlichen Dünger in Form von Mist, Pflanzenkompost oder Gülle zugegen werden und über diesen Weg auf die Felder und an die Pflanzen gebracht werden. Und die Spritzpräparate, welche rhythmisch im Wasser verrührt und auf den Feldern ausgespritzt werden. Das Einrühren erfolgt mit geringen Präparatemengen und in bestimmten Rythmen, weshalb die Arbeit mit den Präparaten auch als Homöopathie für den Boden bezeichnet wird.
Sie werden in kleinen Mengen Mist, Pflanzenkompost oder Gülle beigegeben und dann damit aufs Land verteilt. Sie strukturieren den Kompostierprozess, fördern die harmonische Verrottung und dienen damit dem lebendigen Aufbau des Bodens. Nachweislich bewirken sie eine Verbesserung des Humusaufbaus und der Bodenstruktur.
Blüten in Hirschblase.
Kamillenblüten im Rinderdarm,
Brennnessel in Erde.
Eichenrinde in Schädel.
Blüten im Rindergekröse.
Hörner mit Kuhfladen gefüllt. Ein halbes Jahr haben sie in der Erde Zeit, kosmische Kräfte und die Energie der tierischen Hülle zu sammeln. Die wohlriechende, dunkel-erdige Masse aus den Hörnern wird dynamisiert.
Fein vermahlener Quarz im Kuhhorn.
Die Anwendung der biodynamischen Präparate ist Pflicht für jeden Demeter-Betrieb. Denn sie sind Teil der landwirtschaftlichen Praxis auf Demeter-Betrieben mit einem wichtigen Ziel: beste Lebensmittel für uns Menschen herzustellen und dabei einen fruchtbaren Boden zu erhalten, um der Natur mehr zurückzugeben als wir ihr nehmen.
Die biologisch-dynamischen Spritz- und Kompostpräparate wurden 1924 von Rudolf Steiner entwickelt und werden seitdem von biodynamischen Bäuerinnen und Bauern verwendet und ihre Wirkung in der Praxis geprüft. Durch die Anwendung sollen Bodenaktivität, Pflanzengesundheit und Nahrungsmittelqualität gesteigert werden. Zahlreiche Landwirt:innen sind aus ihrer praktischen Arbeit heraus von der positiven Wirkung der Präparate überzeugt – damit lässt sich erklären, dass die Präparate auch außerhalb von zertifizierten Demeter-Höfen in manchem Kleingarten oder konventionellen Weinberg angewendet werden. Können die Präparatewirkungen aber wissenschaftlich (also reproduzierbar) nachgewiesen werden? Tatsächlich geben inzwischen mehrere wissenschaftliche Studien Hinweise darauf, dass sich bestimmte Merkmale durch Präparate positiv beeinflussen lassen. Dies und wissenschaftliche Neugier sind für uns ein guter Grund, dass wir uns auch praktisch und wissenschaftlich mit den Präparaten beschäftigen.
Wir stellen hier einige Studien vor, die sich mit den Präparaten beschäftigten. Dieser Teil ist im Aufbau und wird weiter ergänzt werden.
Unter der Leitung von Prof. Boguslawski und Prof. Ahrens wurden in den 1970er Jahren an der Universität Gießen am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung Studien zur Prüfung der Wirkung der biologisch-dynamischen Präparate auf Ertrag und Lagereigenschaften verschiedener Kulturpflanzen durchgeführt. In diesen Doktorarbeiten (z.B. Samaras 1978) zeigte sich, dass die von Steiner angenommenen Wirkungen besonders deutlich unter ungünstigen Wachstumsbedingungen auftraten. Die Toleranz der Pflanzen gegenüber Stress beim Wachstum zeigte sich erhöht.
Jüngere Studien zeigen ebenfalls Unterschiede. In einer gemeinsamen Auswertung von jeweils drei Versuchsjahren wurden mit Hornmist- und Hornkieselbehandlungen a) die Bodenaktivität bei Kürbis (Juknevičienė et al. 2019) und Kartoffeln (Vaitkevičienė et al. 2019) signifikant gesteigert, b) der Ertrag und der Gehalt an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen bei Kürbis (Juknevičienė et al 2021) und Kartoffeln (Vaitkevičienė 2016;) signifikant gesteigert. Hornmist- und Hornkiesel-Behandlung hatte eine signifikant positive ausgleichende Wirkung auf die Bodenatmung (Fritz et al. 2020): Bei Böden mit niedriger Bodenatmung wurde diese gesteigert, bei Böden mit sehr hoher Bodenatmung wurde sie gesenkt. Auf Weinbergsböden in Frankreich wurde die Bodenstruktur mit der Anwendung der biodynamischen Spritzpräparate signifikant verbessert (Fritz et al. 2021). Auf Versuchsstandorten in Asien war das Ertragsniveau bei Sojabohnen (Tung und Fernandes 2007), bei Reis (Vadlez und Fernandes 2008) und bei Kümmel (Sharma et al. 2012) niedrig. Mit der Anwendung von Hornmist und Hornkiesel wurde der Ertrag auf den Versuchsstandorten deutlich gesteigert. Einen Überblick wissenschaftlicher Studien, in denen Präparatewirkungen nachgewiesen wurden, gibt es in der Zeitschrift Lebendige Erde 5-2021, sowie als wissenschaftlichen Artikel im Journal Open Agriculture (Brock et al. 2019).
Die hier erwähnten Studien belegen zwar nicht den von Steiner beschrieben Wirkmechanismus selbst, zeigen aber, dass die Präparate durchaus eine nachweisbare positive Wirkung auf Boden und Pflanzen haben.