Ist moderne Landwirtschaft effizient? Und kann sie das Land als Wirtschafts- und Lebensraum auf Dauer erhalten? Also nachhaltig sein?
Bei der Lektüre eines Beitrags im Jubiläumsband des Kritischen Agrarberichtes (2022) stellt sich mir diese Frage. 1950 benötigte die niederländische Landwirtschaft 81 Gigajoule Energie, um damit Nahrungsmittel mit einem Energiegehalt von ca. 100 Gigajoule zu erzeugen. 2015 waren dazu 225 Gigajoule notwendig, eine negative Energiebilanz! Gilt im Prinzip auch woanders. Dabei kann Landwirtschaft doch genau das Gegenteil – mit Hilfe der Sonne aus wenig Input mehr machen. Diese Effizienzkrise macht sich letztlich auch in den aktuellen Bauernprotesten bemerkbar, die, so zeigen es Umfragen aus den Niederlanden, in zwei Richtungen gehen. 65 Prozent der Landwirte waren der Ansicht, vor allem zum Nutzen der Banken, der Nahrungsmittelindustrie und der großen Einzelhändler zu arbeiten. Eine mehr populistische Sichtweise macht die Verbraucher, die Politik, kurzum, „die Anderen“ dafür verantwortlich. Während bäuerliche Landwirtschaft und auch der Ökolandbau an Lösungen mit der Gesellschaft arbeiten, an einem neuen Agrarmodell, fühlen sich andererseits viele Landwirte allein gelassen. Ändere sich nichts, so der Autor, Professor für ländliche Soziologie, drohe der ländliche Raum künftig mehr und mehr den (extremen) Rechten zu gehören. Wenn wir auf die Wahlergebnisse in USA, Frankreich oder Schweden schauen, ist da wohl was dran. Deshalb schmiedet Demeter breite Bündnisse, in denen Bäuerinnen und Bauern gemeinsam mit Tierschützer:innen, Naturbegeisterten und sonstigen Verbraucher:innen um Positionen zu einem neuen Gesellschaftsvertrag für die Landwirtschaft ringen. Denn die Menschen in ländlichen Regionen brauchen Zukunft.
Den Demeter-Blog verfasst Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.