Unterm Schirm

Über Wein und Konsequenz

„Nachhaltig zu leben und zu wirtschaften, wirkt für mich über den Betrieb hinaus in alle Bereiche hinein. Seit 2004 führen wir unser Weingut biologisch und seit 2007 sind wir Mitglied bei Ecovin. Die Demeter-Zertifizierung 2012 war für uns ein folgerichtiger Schritt in unserer Qualitätssteigerung, denn der biodynamische Ansatz ist für uns der ganzheitlichste. Konsequenz bedeutet für mich, all unser Handeln täglich auf unsere Ziele auszurichten. Der Boden spielt dabei für uns die zentrale Rolle, denn er ist Herz und Grundlage für alle Früchte und Produkte, die wir erzeugen. Es gibt kein anderes Produkt, in dem der Boden so ausdrucksstark schmackbar ist wie im Wein. Um das Bodenleben zu fördern, haben wir uns vorgenommen: Wenn wir wachsen und neue Reben pflanzen, sind dies ausschließlich sogenannte ,Piwis‘, also Rebsorten, die gegen Pilzkrankheiten widerstandsfähig sind und eine besonders nachhaltige und schonende Pflege mit wenig Bodenbearbeitung und Einsatz von ökologischen Pflanzenschutzmitteln ermöglichen. So wie wir sie erziehen, kommen sie zudem mit weniger Wasser und mehr Hitze klar, sind also besser an den Klimawandel angepasst. Aber auch über dem Boden ist es in unseren Weinbergen lebendig: Zwischen den Rebzeilen ist viel Platz für Wildkräuter, Blumen und Ranken, die zahlreichen Tierarten eine Heimat und Nahrung bieten. Hier flattern Schmetterlinge, es summen Bienen und andere Insekten, und zwischen den Reben streifen Rehe und hoppeln Hasen. Und natürlich denken wir Nachhaltigkeit auch größer als unseren Betrieb. Mein Traum: ein Mehrwegsystem für Weinflaschen, denn deren Herstellung macht einen großen Teil des CO2-Fußabdrucks unseres Weinguts aus.“

Friederike Roll, Weingut Gustavshof www.gustavshof.de

Friederike Roll und Alexander Gerber unterm Schirm (Demeter Journal 58)
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„Demeter-Landwirtschaft gilt als die nachhaltigste Art der Landbewirtschaftung. Das hat direkt damit zu tun, mit welcher Konsequenz wir Schlussfolgerungen aus der ganzheitlichen Betrachtung von Boden, Pflanze, Tier und Mensch ziehen. Demeter-Bäuerinnen und -Bauern halten Tiere. Und zwar genau so viele Tiere, wie sie mit ihrem Land ernähren können. Deren Mist sorgt dauerhaft für einen lebendigen Boden, in dem beste Lebensmittel für den Menschen gedeihen. Kühe behalten ihre Hörner. Auch bei der Verarbeitung von Lebensmitteln sind wir konsequent: Fermentations- und Reifungsprozesse bekommen die Zeit, die sie brauchen, Hilfs- und Zusatzstoffe sind auf ein notwendiges Minimum beschränkt. Konsequenz heißt für uns aber auch ganz konkret: Auch wenn es wirtschaftlich erst mal schwierig ist, arbeiten wir stetig an drängenden Zukunftsthemen, wie etwa resilienteren Anbaumethoden, Aufzucht auch der männlichen Tiere oder standortangepasster Züchtung. So engagieren wir uns für die Züchtung von Zweinutzungstieren und für eine eigenständige, bäuerliche biodynamische Pflanzenzüchtung. Konsequenz heißt für mich: die Dinge zu Ende zu denken und den Anspruch zu haben, das, was uns für beste Lebensmittelqualität richtig erscheint, auch umzusetzen. Und dafür die richtigen sozioökonomischen Rahmenbedingungen zu setzen. Und nicht umgekehrt.“

Alexander Gerber, Demeter-Vorstand