Trecker rollen über die Straßen der Hauptstadt – in lautem, verzweifeltem Protest gegen das geplante Insektenschutzgesetz. Auf der anderen Seite: Bienenschützer*innen, die Bäuerinnen und Bauern für den Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich machen. Antje Kölling, politische Sprecherin von Demeter, fordert aufeinander zuzugehen, denn: Bienen und Bauern brauchen sich gegenseitig.
Ein bundesweites Insektenschutzgesetz wurde von den Ministerinnen Schulze und Klöckner auf den Weg gebracht. Es erfolgten Proteste vonseiten der Landwirt*innen, die befürchten, unter den neuen zusätzlichen Vorgaben und Regulierungen nicht mehr wirtschaftlich arbeiten zu können, da etwa der Einsatz von Glyphosat ab 2024 verboten werden soll. Gleichzeitig enttäuscht das Gesetz Naturschutz-, Umwelt- und Ökoverbände, denn weitergehende Verbote von Pestiziden sieht es nur in Naturschutzgebieten vor – viel zu wenig, um das Insektensterben zu stoppen.
„Das Insektensterben und der Verlust biologischer Vielfalt insgesamt sind ein gesamtgesellschaftliches Problem. Deshalb müssen wir auch die Verantwortung für dessen Lösung gerecht verteilen. Die Bringschuld darf nicht allein denen zugeschoben werden, die mit unermüdlichem Einsatz für unser aller Lebensmittel sorgen“, meint Antje dazu. „Klar ist allerdings: Wir brauchen dringend weitreichende und sinnvolle Maßnahmen, um das Insektensterben zu stoppen. Damit dürfen die Landwirt*innen aber nicht alleingelassen werden. Wenn wir wollen, dass es wieder mehr Schmetterlinge, Bienen, Käfer, Hummeln und Libellen gibt, müssen wir die Bauern, die ihnen den Lebensraum stellen, dafür honorieren. Hier sind die Bundesländer in der Pflicht! Denn die Landwirtschaft steht unter einem enormen Preisdruck: Wer konventionell wirtschaftet und kaum 30 Cent für den Liter Milch bekommt, kann nicht aus der eigenen Tasche Hecken pflanzen.“ Auch muss – zu Recht verweisen einige Landwirt*innen darauf – in den privaten Gärten etwas passieren: Schottergärten, Bambushaine oder gepflasterte Höfe bieten Insekten keine Heimat. So fordert Demeter auch alle Bürger*innen auf: Bringt mehr Blüten in die Gärten, damit die Biene nicht verhungert!
Bäuerinnen und Bauern aus dem Demeter-Verband haben sich auch politisch bereits für Insektenschutz starkgemacht – so waren sie beispielsweise bei den Initiator*innen des erfolgreichen Pionier-Volksbegehrens dieser Art in Bayern dabei: Das Volksbegehren „Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern“ wurde unter „Rettet die Bienen“ bekannt. Es bewirkte tiefgreifende Änderungen im Bayerischen Naturschutzgesetz und ist jetzt schon seit bald zwei Jahren in Kraft. Im Mai 2019 starteten zwei Demeter-Imker das Volksbegehren Artenvielfalt in Baden-Württemberg. Diese Initiative führte zu einem Gesetz, auf dessen gemeinsamen Entwurf sich erstmals Regierungsparteien, Landwirtschafts- und Umweltschutzverbände geeinigt haben; auch der Bauernverband trägt dies mit. In beiden Bundesländern wurden breite gesellschaftliche Diskussionen geführt, um die unterschiedlichen Perspektiven zu berücksichtigen.
Die Europäische Bürger*inneninitiative „Bienen und Bauern retten!“, die von Demeter unterstützt wird, nimmt beide in den Blick: Denn nicht nur die Biene, auch die bäuerliche Landwirtschaft droht zu einer vom Aussterben bedrohten Spezies zu werden. Dazu meint Antje: „Wir wollen Chancen für junge Menschen, die ihre Zukunft in der Landwirtschaft sehen – und wir wollen sie motivieren, ihre landwirtschaftliche Zukunft im Einklang mit Natur und Artenvielfalt zu finden. Insektenschutz kann nur gelingen, wenn alle Seiten mitreden und mitgenommen werden – letztendlich ist es in unser aller Interesse, dass es weiter summt und brummt.“
Demeter-Landwirt*innen setzen sich besonders für den Insektenschutz ein – eine Metastudie des Thünen-Instituts hat 2019 für den Ökolandbau eine höhere Vielfalt von Wildpflanzen, Insekten und Vögeln auf ökologisch bewirtschafteten Flächen nachgewiesen. Zusätzlich pflanzen viele Demeter-Bäuerinnen und -Bauern Hecken oder legen Biotope an. Seit 2013 ist es bei Demeter Pflicht, auf zehn Prozent der Betriebsfläche den Fokus auf die biologische Vielfalt zu setzen. Davon profitieren am Ende nicht nur Bienen, Hummeln und Käfer. Denn die Landwirtschaft ist auf Insekten angewiesen: Sie beleben den Boden, haben eine wichtige Rolle im Nährstoffkreislauf und bestäuben die Pflanzen.
Raphael Fellmer ist Aktivist und Unternehmer mit einer Vision: Er möchte die Verschwendung von Lebensmitteln als Thema in die Mitte der Gesellschaft bringen. Ist die Zeit gekommen für einen breiten Bewusstseinswandel?
Demeter-Bäuerinnen und -Bauern lieben es, wenn es auf ihren Äckern und Wiesen summt und brummt. Lass auch du es blühen und verschönere mit deiner selbst gebauten Samenbombe Betonwüsten mit bunter Blumenpracht.
Das Geheimnis von Demeter-Fruchtaufstrichen? Ganz einfach: feinste Beeren und Früchte sowie eine besonders schonende und werterhaltende Verarbeitung!
Miteinander etwas aufbauen – das wollen die Menschen der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft vom Michaelshof. Ein faszinierender Ort, der nicht nur junge Menschen aus aller Welt anzieht, sondern auch Ideen wachsen lässt.