„Cradle to cradle“ ist das Ideal aller Produktkreisläufe und heißt übersetzt „von der Wiege in die Wiege“. So manchem, wie der Berliner es ausdrücken würde, wird beim ständigen Kreisen ganz schön „blümerang“.
Das Wartezimmer war schon gut besucht, als Kilian eintrat, aber nicht überfüllt. Einige der Patienten, Männer wie Frauen, Alte wie Junge, saßen zur Seite gesackt auf ihren Stühlen, andere hielten sich an den Wänden fest, während manche bereits zu Boden gesunken waren und ihre Köpfe zwischen den Händen hielten, als wollten sie den Schwindel darin auspressen.
Kilian schwankte herein und hielt sich an dem Tischchen fest, auf dem die ganzen Magazine auslagen, die den Schwindel erst verursacht hatten. Schrot & Korn. Das Demeter Journal. Das Greenpeace Magazin. Alle forderten sie seit Jahren dazu auf, sich im Kreis zu bewegen, im Kreislauf zu wirtschaften, in Kreisen zu denken, und auch bei Kilian hatte diese Verkreisung der Welt bereits zu massivem Schwindel geführt.
Beim morgendlichen Grundschwindel, wenn er etwa ein Brötchen erstand, dessen Körner regional angebaut, lokal gedroschen, im Untergeschoss gebacken, von ihm selbst nur zeitlich in Anspruch genommen wurden, bevor er sie der Feldwirtschaft wieder zur Verfügung stellte, bei diesem morgendlichen Grundschwindel also nahm er nicht einmal mehr eine Tablette ein. (Die Blisterpackung fand im Kreislauf ohnehin keinen Platz.)
Seit Michael Braungarts neueste Publikation auf dem Markt war, Greta Thunberg das Klima rettete und das Automobil in deutschen Innenstädten dem wohlverdienten Ende entgegenröchelte, seit im Himmelbeet und in den Prinzesinnengärten Karotten wuchsen und Tomaten auf dem eigenen Flachdach, hatte sich Kilians Grundschwindel jedoch zu einer klinischen Schwindelattacke entwickelt, die ihn erstmals zum Arzt geführt hatte.
Eben wurde eine neue Patientin aufgerufen, eine ältere, gepflegte Dame, die es besonders schwer erwischt hatte; sie lief nicht zur Tür, sie bewegte sich in Kreisen dorthin, einem Derwisch nicht unähnlich, sie umtanzte die Ärztin in Kreisen und kam erst nach Gabe von hochpotenzierten Beruhigungskügelchen wieder zum Stehen.
Etwas verblüht, etwas vergeht, bevor es neu erblüht. Von der Wiege nicht zur Bahre, sondern von der Wiege zur Wiege. Schön und gut. Nur wie sollte Kilian in diesem fortwährenden Kreislauf jemals zum Stillstand kommen? Er bahnte sich einen Weg durch die schwankenden Patienten und trat ans Fenster. Öffnete es. Sommerlich warmer Restmüllgeruch stieg auf. Sogleich ging es ihm etwas besser, sein Schwindel beruhigte sich.
Denn unten in der Straße sammelte gerade ein Lkw die gelben Säcke ein, Bioplastikverpackungen und Recyclingstyropor wurden müde mampfend weggeschluckt. Kilians Stand festigte sich. Und er hatte Glück: Als nächstes fuhr ein Lkw vor, der die Grün-, Weiß- und Braunglascontainer krachend und klirrend in einem Großbehälter zusammenschüttete. Kilian sah zur Zimmerdecke auf. War das nicht Kohlestrom, der das Wartezimmer erhellte? Wunderbar.
Er nahm die Hände vom Fensterbrett. Fiel nicht um! Stand wie eine Eins! Kreislauf – ist das vielleicht einfach eine Illusion, nur ein Traum? Schon brauchte er gar keine Behandlung mehr, doch da stand die Ärztin schon vor ihm und diagnostizierte: Eindeutig Transformationsschmerzen! Da müssen wir durch.
Demeter ist der einzige ökologische Anbauverband mit obligatorischer Tierhaltung auf den Bauernhöfen. Tiere, vor allem die Kühe, spielen eine zentrale Rolle in der betrieblichen Individualität des Hoforganismus. Demeter-Bäuerinnen und -Bauern betrachten ihren Hof als einen lebendigen, einzigartigen Organismus, bei dem ein Organ das andere braucht. Das Ideal der Biodynamischen Wirtschaftsweise ist die Kreislaufwirtschaft: Der Landwirt hält so viele Tiere wie er mit seinem Land ernähren kann. Deren Mist sorgt für eine hohe Bodenfruchtbarkeit, die beste Lebensmittel für den Menschen hervorbringt. Tiere prägen den Hof und das Leben der Menschen dort. Ohne ihren Mist gäbe es den wertvollen Kompost nicht, der Grundlage für die Zunahme der Bodenfruchtbarkeit im Biodynamischen ist. In Ausnahmesituationen werden Futter-Mist-Kooperationen mit benachbarten Demeter-Betrieben erlaubt.
Aufgrund der lebendigen Kreislaufwirtschaft gilt die Demeter-Landwirtschaft als nachhaltigste Form der Landbewirtschaftung und geht weit über die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hinaus.
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