In deiner Nachbarschaft ist ein Bauernhof mit Milchkühen, aber deine Milch kommt aus einer Molkerei, die Hunderte Kilometer entfernt liegt? Mehr Bio erreichen wir nicht allein durch Umstellung in der Landwirtschaft – es muss in der ganzen Wertschöpfungskette gestärkt werden.
Bioprodukte sind beliebt – und Ökolandbau schützt die Biodiversität und im Verbund mit Regionalität auch das Klima. Deshalb begrüßt Demeter das Ziel der Bundesregierung, dass 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen bis 2030 biologisch bewirtschaftet werden sollen. „30 Prozent Bio bedeutet aber auch, dass die gute Bioware zu den Verbraucher:innen kommen muss. Das ist die Aufgabe von Handel, Mühlen, Bäckereien und anderen Verarbeitungsbetrieben“, so Antje Kölling, politische Sprecherin von Demeter. Seit Jahren schwindet jedoch die Vielfalt an kleinen und mittelständischen Betrieben und Verarbeitungsunternehmen: Statt einer lokalen kleinen Molkerei oder Schlachterei im Dorf versorgen einige wenige Großbetriebe heute den großen Teil der Bevölkerung. Gab es in den 1950er-Jahren noch circa 3.400 milchverarbeitende Betriebe, sind es im Jahr 2020 nur noch 214 gewesen.
Die Rohstoffe – beispielsweise Getreide, Gemüse, Milch – sollen in den Großverarbeitungsbetrieben für die industriellen Fertigungsprozesse möglichst in homogener Qualität landen. Kleinere landwirtschaftliche Bio-Betriebe können das nicht leisten. Durch vielgliedrige Fruchtfolgen, den Verzicht auf synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel und artgerechte Tierhaltung erreichen die Erzeugnisse zwar hohe Qualitäten, sind aber nicht zu jeder Zeit gleich. Um mit diesen vielfältigen Rohstoffen in der Verarbeitung umgehen zu können, sind Technologie, Know-how und dazu passende, regionale Strukturen gefragt. 30 Prozent Bio lassen sich nur mit mehr Strukturvielfalt in der Ernährungswirtschaft nachhaltig umsetzen. Vielfalt auf dem Acker erfordert demnach auch Vielfalt in der Lebensmittelherstellung!
Hier kannst du Demeter-Verarbeiter:innen in deiner Region finden.
„Wichtig ist es, aus der Anonymität herauszutreten und Erzeugerinnen, Verarbeiter und Verbraucherinnen zu vernetzen. So wird das Vertrauen gefestigt, die Wege werden kurz gehalten. Verbraucher haben direkten Einfluss auf und Einblick in die Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung in ihrem Umfeld – Wertschöpfung wird persönlicher“, erklärt Antje Kölling. Durch diese engere Verbindung gewinnen alle: Betriebe übernehmen Verantwortung für die anderen Glieder der Wertschöpfungskette, schaffen Arbeitsplätze, blicken ganzheitlicher auf den Prozess der Lebensmittelerzeugung und -vermarktung und können sich innovativ und kreativ in ihrer Region engagieren.
Bund und Länder können einiges tun, um die regionale Bio-Verarbeitung zu stärken:
Was ist die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern wert? Wenig – diesen Eindruck kann man bekommen, wenn man im Supermarktregal oder im Werbeprospekt die roten Billigstpreise für Lebensmittel sieht.
Alles hängt mit allem zusammen: das Artensterben mit dem Klimawandel, der Klimawandel mit unserer Lebensmittelproduktion, unsere Lebensmittelproduktion wiederum mit dem Artensterben. Davon ist Tanja Busse überzeugt.
Wie begegnen wir Tieren, Pflanzen, Natur und Menschen? Das fragen sich Anna Laura Hübner und Lukas Dreyer vom Stuttgarter Reyerhof, der mitten in der Großstadt getragen wird von einer Gemeinschaft – und viel Anerkennung.
Emanuel Schmock, Gründer und Geschäftsführer von Mogli Naturkost, und Demeter-Vorstand Alexander Gerber diskutieren über Vielfalt.