Wesensgemäße Bienenhaltung

Das große Summen

Jasper Heilmann mit Familie © Antonios Mitsopoulos

Der Plan ist, dass die Familie vom Einkommen aus der Imkerei leben kann. Auch Sohn Florin interessiert sich bereits für die Bienen.

Im Grenzland zu Polen wagt ein junger Demeter-Imker, seine Leidenschaft zum Erwerb zu machen: Eine Geschichte über die Kunst und das Abenteuer, Bienen zu halten, und über harte handwerkliche Arbeit, die im „Honig mit Charakter“ steckt.

Ein Blick auf den liebevoll gestalteten Schulbienengarten vor dem Haus reicht aus, um zu wissen: Das Ziel „Imkerei Heilmann“ ist erreicht, auch wenn das Navigationsgerät noch sucht, im Lebuser Ortsteil Wulkow, rund 80 Kilometer östlich von Berlin, im Grenzland zu Polen, nur vier Kilometer von der Oder entfernt. Inmitten der leicht hügeligen Landschaft der Oderhänge leben und arbeiten Hanna Schirm (33) und Jasper Heilmann (31) mit ihrem Sohn Florin im sogenannten „Ökodorf“ in einem Bauernhaus aus roten Klinkersteinen. Bis Kriegsende war hier die alte Brennerei des Gutshofs untergebracht und bis vor einigen Jahren der Kindergarten des Dorfes. Im Schaubienengarten treffen ihre Berufungen aufeinander: Es ist das gemeinsame Projekt eines leidenschaftlichen Imkers und einer nicht weniger leidenschaftlichen Pädagogin, die nicht nur als Grundschullehrerin arbeitet, sondern sich auch als Bauernhofpädagogin fortgebildet hat. „Hier im Schulbienengarten machen wir Workshops für interessierte Neu-Imkerinnen und -Imker und Führungen für Kinder, in denen sie lernen, wie Bienen leben und was sie brauchen“, erklärt Hanna. Sohn Florin jedenfalls ist begeistert von allem, was summt und brummt – weiß jedoch bereits, dass Bienen auch stechen können, und warnt fürsorglich alle Besucher, die den Bienengarten besuchen.

Bienenstöcke

Einige Beuten stehen auf dem mit Kornblumen durchzogenen Dinkelfeld eines befreundeten Demeter-Bauern.

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Antonios Mitsopoulos

Im Bann der Bienen

Doch wo sind die Bienen? Die insgesamt 150 Bienenvölker stehen nicht alle am Haus, sondern auf den Flächen mehrerer Biobetriebe in Märkisch-Oderland. In seinem weißen Transporter zeigt Jasper den Weg zu jenen Völkern, die auf einer Waldlichtung in Wüste Kunersdorf stehen, nur wenige Kilometer entfernt, dafür aufgrund des fast unbefahrbaren Waldweges lange Fahrtzeit in Anspruch nehmend. Akazien, Eichen, Eschen und Ahorn umrahmen die Lichtung, eine Streuobstwiese mit Apfel- und Kirschbäumen, auf der an jenem heißen Sommertag eine Mutterkuhherde faul den Schatten und das trotz Trockenheit saftige Gras genießt. Sie gehört zum Demeter-Betrieb Wulkower Hof. „Meine Kollegen“, grüßt sie der Imker, „ich freue mich immer über ihre Neugierde und Gesellschaft, wenn ich mich um die eingezäunten Beuten kümmere.“ Um seine Bienen zu beruhigen, nähert er sich mit dem Blechblasebalg, dem Smoker, in dem er ein wenig Stroh angezündet hat, das nun qualmt. Die Bienen bleiben ruhig, ein paar kundschaften aus, wer sich der Beute nähert, doch die Eindringlinge werden nicht als Gefahr eingestuft. Bald schon beruhigt sich das anfangs etwas aufgeregte Summen und Surren. Allmählich ist dann nichts mehr als kühle, feuchte Waldluft an einem sonst drückend schwülen Tag zu spüren – und das mediative, tausendfache „Ssssssssss“, das in Kreisen über den Köpfen schwebt und sich um unsere Körper hüllt. Jaspers blaue Augen leuchten; er ist in seinem Element, beobachtet die Fluglöcher der verschiedenen Beuten, durch die die fleißigen Tierchen unablässig aus- und einfliegen.

Immer der Tracht hinterher

Die Honigsorten richten sich nach dem Nektarangebot für die Bienen – nach der Tracht. „Das Honigjahr beginnt mit der Rapsblüte“, erklärt Jasper, „an einigen Plätzen ernten wir fast reinen Rapshonig; an anderen eine Mischung aus Obst, Raps und Akazie (Frühjahrsblüte). Anschließend blüht die Akazie (Robinie), die in guten Jahren unsere Haupthonig-ernte ist.“ Manche Völker bleiben den Sommer über dann rund um Wulkow oder im nahen Libbenichen zur Kornblumenblüte oder wandern über Nacht zur Buchweizenblüte oder an den Stadtrand von Berlin zur Lindenblüte. „Durch das kontinentale Klima hier kommen die Bienen spät aus dem Winter; während etwa im milderen Rheinland Kirschblütenhonig möglich ist, verbrauchen unsere Bienen das meiste der Menge, die sie an Obstblütenhonig produzieren, selbst“, erklärt Jasper und erzählt von der Verlockung der Rapsblüten, für die seine Bienen unglaublich weit fliegen – bis zu viereinhalb Kilometer weit oder noch weiter.

 

Jasper Heilmann
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Antonios Mitsopoulos

Doch manchmal gibt es Überraschungen – und die schmecken besonders gut! „Letztes Jahr bin ich mit einigen Völkern in den Spreewald zum Demeter-Landgut Pretschen zur Phazelie gewandert. Doch in diesem trockenen Sommer konnten die Phazeliapflanzen wegen Trockenstress keinen Nektar produzieren. Die Bienen sind trotzdem ausgeschwärmt – in den angrenzenden Wald. So konnte ich unseren ersten, malzig-herben Waldhonig ernten. Das Besondere an Waldhonig ist, dass die Bienen im Wald keine Blüten suchen, sondern den sogenannten Honigtau an Eichen und Nadelbäumen.“ Ob es diesen Sommer wieder Waldhonig geben wird, kann er nicht versprechen – „Aber das ist ja das Schöne: Das bestimmen die Bienen selbst!“

Wie kann Honig Bio sein?

Er selbst als Imker kann nicht bestimmen, wo die Bienen hinfliegen, obwohl er sicherstellt, dass die Bienen immer auf Bioflächen stehen. Wie kann ein Honig da „Bio“ sein, wenn die Blüten auf dem pestizidbelasteten Feld eines konventionellen Landwirts verlockender sind als die auf dem Demeter-Feld, wo die Bienen stehen? „Die Bienen haben normalerweise einen Radius von etwa drei Kilometern. So kann ich es natürlich nicht ausschließen, dass auch Nicht-Bioblüten angeflogen werden. Aber Bio ist für sie eindeutig attraktiver.“ Den Unterschied zeigt Jasper an einem anderen Standort: einem lebendigen, im vorgewittrigen Sturm blau wogenden Meer. Das Dinkelfeld eines befreundeten Demeter-Bauern in Libbenichen ist von Kornblumen durchzogen. Über ihm fliegen aufgeregt Bienen, Schmetterlinge und Vögel, die der ferne Donner in Aufruhr versetzt. Der Kontrast zum Feld nebenan ist enorm: Beim konventionell wirtschaftenden Nachbarn stehen wegen des hohen Dünge- und Spritzmitteleinsatzes vereinzelt ein paar wenige blaue Blüten am Wegesrand, dahinter reiht sich Ähre an Ähre, kein Leben, nirgends. „Da ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der sortenreine Kornblumenhonig hauptsächlich von den Bio- und biodynamischen Feldern stammt“, erklärt Jasper. Rückstände aus der konventionellen Landwirtschaft – die in geringsten Mengen auch in Biohonig leider nicht auszuschließen sind – sind vor allem bei Rapshonig zu erwarten, denn Biorapsfelder sind äußerst selten.

Jasper Heilmann und Susanne Kiebler

Jasper Heilmann mit Redakteurin Susanne Kiebler

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Antonios Mitsopoulos

Abenteuer Bienenstock

Nach wie vor ist Jasper fasziniert davon, wie einfach es ist, mit dem Imkern zu beginnen. „Jeder kann einfach loslegen: ohne eigenes oder gepachtetes Land.“ Bevor er eine Saison in einer Berufsimkerei arbeitete und insgesamt fünf Jahre als Hobbyimker mit stetig wachsender Völkerzahl seiner Leidenschaft folgte, belegte er ein Semester Bienenkunde während des Ökolandbau-Studiums in Eberswalde. Da war Jasper so begeistert, dass er plante, mit einem Freund einen Bienenstock zu erwerben. Doch der Freund verabschiedete sich bald nach Neuseeland – „und so fand ich mich selbst wieder, mit einem Bienenvolk, das ich einem Imker abgekauft und dann in unseren Garten gestellt habe“. Erstaunlicherweise war die Ernte im ersten Jahr bereits groß und die Leidenschaft kannte keine Grenzen. „In jenem Sommer habe ich dann noch drei weitere Schwärme eingefangen, die in Bäumen hingen, das war ein richtiges Abenteuer!“, erzählt er. Wie das geht? „Dazu habe ich eine Schwarmfangkiste unter den Ast mit dem Schwarm gehalten. Dann habe ich das Volk in die Kiste ‚eingeschlagen‘, soll heißen, ich habe den Ast geschüttelt, bis die Schwarmtraube, in deren Mitte sich die Königin befindet, wie ein Teig in die Kiste fiel. Dann befestigte ich einen Deckel mit Öffnung auf der Kiste – und dann kam die Stunde der Entscheidung: Ist die Königin mit drin, bleiben die Bienen bei ihr. Ich hatte Glück: Nach etwa einer Stunde machte ich dann das Loch zu – und hatte ein neues Bienenvolk in meiner Obhut.“

 

„Die Geburt eines Bienenvolkes hat etwas Magisches und ist ein wundervolles Erlebnis!“

 

Hanna Schirm

Die wundersame Geburt eines Bienenvolkes

Auch Hanna ist fasziniert von diesem besonderen Moment und erklärt, was weiter geschieht, wenn die Bienen nach Hause gebracht werden: „Das anschließende Umsiedeln des neuen Volkes aus der Schwarmkiste in den neuen Bienenstock hat etwas Magisches. Hier bietet man den Bienen ein neues Zuhause an. Über eine Art Rampe, für die wir ein weißes Stofftuch von der Schwarmkiste gespannt haben, wandern alle Bienen nach und nach zur Beute, also in die Holzkiste, in der sie fortan leben sollen.“ Beide schwärmen vom ganz besonderen Duft, den die Bienen dabei verströmen. „Das riecht herrlich, wie Mürbeteig mit Zitrone“, meint Hanna, wobei Jasper auch bananenähnliche Duftnoten bei einigen Bienenvölkern wahrnimmt. Wichtig bei der Wanderung ins neue Heim ist natürlich auch hier: Die Königin muss einziehen. Wenn alles klappt, ist das ein wundervolles Erlebnis, ist das Paar überzeugt.

Das Bewusstsein für bienenfreundliche Landwirtschaft wächst – langsam

„Das Schicksal der Landwirtschaft ist eng mit den Bienen verwoben“, sagt Jasper, „sie brauchen einander.“ Das Bewusstsein für diese Tatsache wächst, das freut ihn. Er ist jemand, der behutsam im persönlichen Gespräch Landwirte sensibilisiert, die nicht biologisch oder gar biodynamisch wirtschaften. Dafür, dass Bienen auf Blühstreifen Nahrung finden, etwa. Aber er bittet auch darum, dass die Bäuerinnen und Bauern nicht tagsüber und in die Blüte ihre Pestizide spritzen – das bedeutet den Tod vieler seiner Bienen. „Die, die etwas abbekommen von den Neonicotinoiden, etwa in der Rapsblütenspritzung oder vom Glyphosat, haben eine verkürzte Lebensdauer, sammeln weniger und verlieren ihre Orientierung.“ Schlimm: Erst letzten Dezember stimmte Deutschland in Brüssel in einer nicht öffentlichen Sitzung für eine Zulassungsverlängerung des Neonicotinoids Thiacloprid, das im Verdacht steht, bienenschädlich zu sein – Frankreich und Schweden stimmten deshalb auch dagegen. Aber selbst der Zeitpunkt der Mahd spielt eine große Rolle für den Lebensraum der Bienen: Viele Wiesen werden noch vor der Blütezeit abgemäht – dann bleibt für die Bienen nur noch eine grüne Wüste zurück, in der sie keine Nahrung finden können. „Wenn ich mit Bäuerinnen und Bauern spreche, bitte ich sie auch darum, wenn möglich nicht um die Mittagszeit zu mähen, wenn die Bienen besonders aktiv sind“, sagt Jasper. Schwierig wird es, wenn die Flächen den großen Agrargenossenschaften gehören, da fehlen die direkten Ansprechpartner, die wirklich darüber bestimmen, wann und wie das Land bearbeitet wird.

 

Jasper Heilmann
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Antonios Mitsopoulos

Honig mit Charakter

„Die Bienen erschaffen mit dem Honig ein Abbild der Landschaft und der Art und Weise, wie sie gehalten werden. Die besondere biologisch-dynamische Qualität erhalten wir, indem wir den Honig sehr schonend ernten und in Handarbeit verarbeiten“, erklärt Hanna die Philosophie dahinter, als wir zum Abendbrot in der Stube sitzen, bevor Jasper gleich wieder in den Schleuderraum verschwindet. Es gibt Stoßzeiten im Jahr, wie jetzt im Sommer, da brauchen sie zusätzliche Hilfe, um die viele Arbeit zu schaffen, obwohl Jasper von frühmorgens bis spät in der Nacht beschäftigt ist. Daran sind auch die strengen Demeter-Richtlinien zur Honigverarbeitung verantwortlich: Der geerntete Honig muss gleich vor dem ersten Festwerden cremig gerührt, abgefüllt und darf nicht erwärmt werden. Darin unterscheiden sich die Demeter-Richtlinien von den Vorgaben anderer Bioverbände. Als „roh“ gilt ein (Bio-)Honig, der auf nicht mehr als 42 Grad Celsius erhitzt wurde.

Doch „selbst das ist zu viel“, ist Jasper überzeugt, der dafür lieber die Mehrarbeit zu den unpassendsten Zeiten auf sich nimmt. Er erklärt die Hintergründe: „Schon moderates Erwärmen zersetzt Vitamine, Enzyme und Peptide, die ‚wertgebenden‘ Inhaltsstoffe des Honigs.“ Er empfiehlt, den Honig also am besten kalt zu essen – und ihn schon gar nicht in heißen Tee rühren, dann verliert er die Eigenschaften, die ihn so gesund machen. „Ich kann das schmecken, ob der Honig nochmals erhitzt wurde oder nicht“, sagt Jasper, „geschmacklich wird er dann flacher.“

Ganz im Gegensatz zu seinem Charakterhonig, den immer mehr Verbraucher*innen nachfragen. Doch das direkte Abfüllen macht gerade dann viel Arbeit, wenn auch andere Aufgaben anstehen: Das Honigschleudern oder die Bienen zu „wandern“. „Da haben es Kollegen etwas einfacher, die Mitglied bei anderen Bioverbänden sind: Sie können den Honig erst einmal nach dem Schleudern aufbewahren und füllen ihn dann im Winter nach einem leichten Erwärmen bis auf 40 ° Celsius ab, sobald sie dafür Zeit haben – meist im Winter, wenn die Bienen zur Ruhe gekommen sind.“

Oft müssen er oder Hanna auf Märkten den Kundinnen und Kunden erklären, warum der Demeter-Honig etwas mehr kostet als Biohonig im Supermarkt. „Ich habe deutlich höhere Kosten, etwa für Demeter-Zucker, mit dem ich meine Völker zufüttere, und dabei schlicht und einfach rund 30 Prozent weniger Ertrag als meine Imker-Kollegen aus anderen Bioverbänden.“ Ein anderes Problem, das auch diese Kollegen kennen: Der Preis für Honig ist durch Hobbyimker dominiert, die ihn oft zum Selbstkostenpreis verkaufen. „Da komme ich nicht drum herum, den preislichen Abstand unseres Honigs zu erklären. Doch das Verständnis ist da, wenn ich von dem Zusatzaufwand erzähle, den wir etwa durch die natürliche Vermehrung ohne künstliche Königinnenzucht oder den Naturwabenbau haben.“

„Die große Herausforderung ist es, aus dieser Leidenschaft, die ich für die Demeter-Bienenhaltung habe, einen Erwerbsbetrieb zu machen, von dem die Familie leben kann.“

Jasper Heilmann

Von der Leidenschaft zum Erwerb

Demeter-zertifizierte Erwerbsimkereien gibt es dementsprechend nur wenige. Bei Jasper war es ein langsamer Übergang von der Hobby- zur Erwerbsimkerei, die parallel zum autodidaktisch erworbenen Wissen und seinen Erfahrungen wuchs; dabei war für ihn immer der intensive Austausch mit Kolleg*innen wichtig. Im Moment kann er bereits ein Einkommen für sich aus der Imkerei erwirtschaften. „Meine große Herausforderung ist es, trotz der strengen Demeter-Richtlinien eine Imkerei zu führen, von der die ganze Familie leben kann“, sagt Jasper – „und das durch eine Art der Bienenhaltung, die die Bienen in ihrem Wesen und als Organismus zutiefst respektiert“. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist jedenfalls getan: Seit Herbst 2018 vermarktet die Imkerei Heilmann sortenreinen Honig in über 30 Filialen der Bio Company in Berlin. Der kommt dort so gut an, dass Jasper mit der Produktion fast nicht mehr hinterherkommt: „Die Nähe zur Hauptstadt ist für uns eine große Chance, denn vor allem hier finden wir Kundinnen und Kunden, die bereit sind, einen angemessenen Preis für das Glas Honig zu bezahlen.“ Zuvor haben Jasper und Hanna den Honig nur über den direkten Verkauf auf Märkten, vor allem auf Adventsmärkten, vermarktet. Hanna blickt zurück: „Da haben wir manchmal ganz schön gebibbert – nicht nur vor Kälte, sondern auch im Unwissen darüber, wie der Markt aufgrund äußerer Einflüsse – Matschwetter, eisiger Wind, starker Schneefall – besucht sein würde. Trotz allem: Es hat sehr viel Spaß gemacht – und auf ausgewählte Adventsmärkte werden wir deswegen auch dieses Jahr wieder gehen.“ Doch erstmal steht der arbeitsintensive Sommer vor der Tür. Von der Arbeit erschöpft, aber dennoch voller Energie blicken sie auf das, was kommen mag und kommen soll: ihr gemeinsamer Wunsch, richtig durchzustarten, gerne auch mit neuen Mitstreiter*innen, die sich für wesensgemäße Bienenhaltung und biodynamisches Imkern genauso begeistern wie sie selbst. Und dadurch auch Zeit zu gewinnen, für sich als Familie, aber auch um ihre beiden Berufsfelder – das Imkern als landwirtschaftliches Handwerk und die Pädagogik – in Zukunft noch stärker zu vereinen.

Bienen auf Waben

Bei Demeter-Imkerinnen und -Imkern bewegt sich die Königin im eigenen Volk frei, sie lebt mit dem Volk, in dem sie geboren wurde. Ihre Flügel werden nicht beschnitten und sie wird nicht künstlich befruchtet.

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Antonios Mitsopoulos

Demeter-Bienenhaltung

Jasper Heilmann erklärt die wesensgemäße Demeter-Bienenhaltung: „Seit der Gründung 2016 sind wir Mitglied im Demeter-Verband. Unsere Leidenschaft gilt den Bienen und dem Wunsch, einen eigenen biologisch-dynamischen Betrieb zu gestalten. Jedes Bienenvolk mit all seinen Arbeiterinnen, Drohnen und der Königin stellt in seiner Gesamtheit einen Organismus dar. Dessen Integrität zu bewahren, ist unser Ziel als Demeter-Imker. Deshalb verzichten wir auf viele Manipulationen zur Ertragsmaximierung, die heute auch in der Bioimkerei üblich sind, etwa das Wegbrechen von Schwarmzellen, die keine Arbeiterinnen beherbergen, sondern Königinnen. Unsere Bienen ziehen ihre Königinnen selbst auf, bauen ihre Waben selbst und dürfen sich über den natürlichen Schwarmtrieb vermehren. Die Bienen behalten einen wesentlichen Teil des Honigs für die Überwinterung, das heißt, auch hier verzichten wir bewusst und gerne auf mehr Ertrag.“

  • Rund 150 Bienenvölker

  • Seit 2018 Erwerbsbetrieb

  • Standorte der Bienenvölker auf Bio- und biodynamischen Flächen in Märkisch-Oderland

  • Acht bis zehn Sorten Honig

  • Verkauf in rund 30 Filialen der Bio Company in Berlin, auf Märkten und übers Internet

www.imkerei-heilmann.de

Lesetipps: Bücher von Demeter-Imkern

 

Ein Jahr mit den Bienen

Tobias Miltenberger, David Gerstmeier, Hannah Götte: Ein Jahr mit den Bienen, Kosmos Verlag

Demeter-Imker David Gerstmeier und Tobias Miltenberger von der Imkerei „Summtgart“ in Stuttgart erzeugen Demeter-Honig, bieten Imkerseminare an und halten Vorträge. Ihr erstes Buch „Ökologische Bienenhaltung“ (Kosmos Verlag) bietet für Imker*innen wertvolles Wissen und ist gleichzeitig ein Plädoyer für das Miteinander von Mensch und Biene. „Ein Jahr mit den Bienen“ haben die beiden gemeinsam mit Hannah Götte verfasst. Es richtet sich an Kinder und geht den Fragen nach: Was machen Bienen im Winter? Wie finden sie den Nektar? Und warum hätten wir ohne Bienen nicht genug zu essen? Dieses Buch beschreibt das Leben des Schwarms im Jahreslauf und erklärt, wie man ökologisch imkert.

Außerdem gibt es jede Menge Tipps für Aktivitäten: Mit den beiliegenden Samen kann eine bunte Wiese für Bienen und andere Insekten angelegt werden. Es gibt nützliche Infos, wie man Futter und Behausungen für Wildbienen selbst macht, wie Honigbienen aus der Nähe beobachtet werden können und vieles mehr. Das erste Alleswisser-Bienenbuch für Kinder – mit Samentütchen für ein Bienenparadies im eigenen Garten oder auf dem Balkon. Für kleine und große Bienenfreunde ab sechs Jahren!

Bienen und Menschen – Eine Freundschaft

Olaf Nils Dube: „Bienen und Menschen – Eine Freundschaft“, Suhrkamp / Insel Verlag

Was tun, wenn man vom einfachen Leben träumt, während einen die Last des Karrieremachens beinahe erdrückt? In der falschen Version der eigenen Existenz zu stecken; dieses Gefühl verfolgte Olaf Nils Dube jahrelang. Als er Mitte Dreißig wurde, nahm er seinen Mut zusammen, schmiss seinen verantwortungsvollen Posten und zog von der Etagenwohnung im Prenzlauer Berg in einen Zirkuswagen. Er begann mit der Imkerei; wie heutzutage übrigens immer mehr jüngere Leute. Damals bekam er von allen Seiten zu hören: „Davon kann man doch nicht leben!“ Doch genau das gelang Dube, mithilfe seiner Bienen. Denn die sind, nach zehn Millionen Jahren Evolutions­geschichte, schließlich ebenfalls echte Überlebenskünstler!

In seinem Buch erzählt Demeter-Imker Olaf Nils Dube, was er von ihnen lernen konnte, worauf es beim Imkern ankommt, was es mit dem Bienensterben auf sich hat und warum Bienenstöcke wahre Schatz­truhen sind. Vor allem aber beschreibt er die berührende Geschichte unserer jahrtausendealten Freundschaft zu einer Art, die uns Menschen noch nie brauchte, während wir ohne sie zugrunde gehen würden.