Wachsen und Werden

Vertrauen wächst aus der Begegnung

Mitten in der Stadt und doch ganz nah zu den Feldern liegt der Reyerhof in Stuttgart. Demeter-Landwirtin Anna Laura Hübner erfährt hier täglich, wie stark ihr Wirken daran hängt, dass sie vertraut: den Menschen, den Tieren und Pflanzen, aber auch sich selbst.

Anna Laura Hübner mit Kuh
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Im dritten Jahr lebe und arbeite ich nun auf dem Reyerhof, den ich mit meinem Kollegen Lukas Dreyer leite. Wir teilen uns die Verantwortung für alle Bereiche, doch ich kümmere mich vor allem um die Tiere und um die Milchverarbeitung. Ich bin selbst auf einem Demeterhof bei Pforzheim aufgewachsen. Demeter-Landwirtin zu sein, bedeutet für mich auch, dass ich mit meiner Arbeit versuche, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

Unser Hof wird nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) von einer Gemeinschaft getragen, daher spielt Vertrauen für uns eine zentrale Rolle. Wir arbeiten und wirtschaften sehr transparent und sind ansprechbar für alle, die Fragen zu unserem Hofgeschehen haben. Jeden November bekommen die SoLaWi-Mitglieder Einblick in unsere Geschäftszahlen, wenn wir uns über das vergangene Jahr und über unsere Erwartungen und Bedürfnisse für das neue Jahr austauschen. Diese Offenheit schafft gegenseitiges Vertrauen und Verständnis. Etwa wenn die Möhrenernte weniger gut war und wir davon weniger verteilen können. Vielleicht waren die Kartoffeln besser im Ertrag, und davon gibt es dann mehr. Vertrauen, anders als das Glauben an etwas, wächst: Es entsteht aus der Begegnung mit Menschen, Tieren, Pflanzen und dem Boden.

Für mich ist Vertrauen untrennbar mit Erfahrung und Optimismus verbunden. Habe ich mit einem Mitarbeiter gute Erfahrungen gemacht, bringe ich ihm beim nächsten Mal mehr Vertrauen entgegen. Dieses Grundvertrauen wächst, je besser wir uns kennenlernen. So erfahre ich es auch mit mir selbst: Mit der wachsenden Erfahrung sowie der Auseinandersetzung mit mir und der Reflexion meiner selbst steigt mein Vertrauen in mich und meine Fähig­keiten. Das ist gerade das Schöne am Bauersein, dass man nie ausgelernt hat und jedes Jahr vor neuen Herausfor­derungen steht, in denen man seine Erfahrung einsetzen und Vertrauen haben muss, dass man die richtigen Entscheidungen trifft, denn kein Jahr gleicht dem anderen.