Vielfalt auf dem Acker, Geschmack auf dem Teller, robuste Pflanzen für Zeiten des Klimawandels, gentechnikfrei und nah an den Höfen die passenden Pflanzen für den Ökolandbau züchten – dafür stehen Bio-Pflanzenzüchter:innen in vielen Teilen Europas. Wenn wir die Zukunft unserer Nahrung nicht wenigen Konzernen überlassen wollen, aber Bäuerinnen und Bauern Pflanzen brauchen, mit denen wir viele Menschen versorgen können, ist Biozüchtung die Alternative.
In Projekten wie Organic Plant Breeding und Liveseed tauschen wir uns aus, entwickeln Wissen weiter und bauen Netzwerke für Züchtung und Saatgutvermehrung auf.
Als erster Bio-Verband hat Demeter Richtlinien für Pflanzenzüchtung erlassen und zertifiziert biodynamisch gezüchtete Sorten bei Gemüse und Getreide. Gemeinsam mit unserem Dachverband Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) fordern wir die Politik auf, bessere Rahmenbedingungen für die Biozüchtung zu setzen. Für die wichtige biodynamische Züchtungsaufgabe gibt es gute Gründe.
Die achtsam im Einklang mit der Natur entwickelten Sorten garantieren höchste Nahrungsqualität und besten Geschmack. Bereits bei der Selektion achten die Züchter auf Vitalität, Aroma und Bekömmlichkeit. Die Pflanzen entwickeln sich im Kräftefeld von Erde und Kosmos unterstützt durch die Biodynamischen Präparate und die Aufmerksamkeit des Menschen. Sie erreichen so höchste Reifequalität. Geschmacksvielfalt wird dank regional angepasster Sorten-Vielfalt möglich, denn standortbezogene Züchtung gehört zum Konzept. Das ist ein wichtiges Signal gegenüber den einheitlichen Hybrid-Angeboten der Industrie.
Biodynamische Züchtung respektiert die Integrität der Pflanze. So können fruchtbare Pflanzen ihre guten Eigenschaften weitervererben. Saatgut bleibt Kulturgut in der Verantwortung von Bauern und Gärtnern und wird nicht zum reinen Wirtschaftsfaktor. Das schafft Unabhängigkeit von Saatgutkonzernen, die auf Agro-Gentechnik setzen.
Eigene Pflanzensorten standortangepasst zu entwickeln garantiert Qualität von Anfang an. Die Züchtungsarbeit sorgt dafür, dass das Ideal der Biodynamischen Wirtschaftsweise, ein individueller Hoforganismus mit geschlossenem landwirtschaftlichen Betriebskreislauf, immer besser erfüllt werden kann. Wie funktioniert biodynamische Züchtung? Die grundlegenden Methoden biodynamischer Züchtung sind durch Demeter-Richtlinien festgelegt.
Die Züchter von biodynamischen Sorten fühlen sich dem Gemeinwohl verpflichtet. Sie sichern genetische Vielfalt und stellen die Züchtungswege transparent dar. Die Gemüsesorten bleiben im Besitz des gemeinnützigen Vereins Kultursaat e.V. und damit gemeinsames kulturelles Erbe. Neben der Züchtung neuer Sorten müssen auch alte Sorten erhalten werden – das schenkt uns traditionelle Vielfalt auf dem Teller und hält genetische Ressourcen für zukünftige Züchtungen vor.
Die Links informieren über Initiativen zum Mitmachen, Finanzieren und Verfolgen dieser Gemeinwohlaufgaben.
Kleingärtner:innen finden Demeter-Saatgut teilweise im Naturkostfachhandel, in Hofläden, engagierten Gärtnereien und im Lebensmitteleinzelhandel.
Für Züchter biodynamischer Sorten steht Züchtung im Einklang mit natürlichen Abläufen im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit. Im Demeter-Regelwerk zur Verwendung von Saatgut finden sich die bewusst gewählten Restriktionen.
Biodynamische Züchter*innen arbeiten vor Ort an den biodynamischen Standorten für die Entwicklung ihrer Sorten und vernetzen sich gezielt mit Kolleginnen und Kollegen, um an den gemeinsamen Zielen zu arbeiten. Bereits 1985 gründeten sie den „Initiativkreis für Gemüsesaatgut aus biologisch-dynamischem Anbau“. Im daraus entstandenen Verein Kultursaat e.V. vereinen sich seit mehr als 20 Jahren die Gemüsezüchter*innen. Die Getreidezüchter*innen pflegen intensiv ihre regionalen Strukturen.
Bei Kartoffeln treffen KonsumentInnen bereits Einkaufsentscheidung nach Sorten – und auch bei Äpfeln. Viele sind jedoch überrascht, wenn sie im Naturkostfachhandel die Pastinake Aromata oder den Möhrensaft aus der Rodelika finden. Innovative Bäckersortimente schmücken sich mit deftigen Roggenbroten aus Lichtkornroggen und luftigem Weißbrot aus Goldblumenweizen.
Der heute veröffentlichte Gesetzesentwurf der EU-Kommission zum Einsatz von neuen Gentechnikverfahren (NGT) in der Landwirtschaft ist eine klare Fehlanzeige: Er gefährdet den Verbraucherschutz, die Biodiversität und die nachhaltige Lebensmittelwirtschaft.
Insgesamt 100 Bio-Landwirte, Züchter, Verarbeiter und Händler kamen am 27.06.2023 an dem Versuchsfeld in Crailsheim-Beuerlbach (74564) beim Demeter-Betrieb der Familie Faure zusammen. Reiner Schmidt von der Demeter Beratung stellte gemeinsam mit den biodynamischen Züchtern die im Versuch stehenden Sorten vor. Die Auswertungen dienen Bio-Landwirten als unabhängige Orientierung bei der Sortenwahl. Im Anschluss gab es in der Maschinenhalle Informationen zum Öko-Getreidemarkt, Saatgutangebot und zur geplanten Aufweichung der bisherigen Regeln zur Gentechnik.