Biodynamische Impulse setzen in Landwirtschafts- und Ernährungspolitik

Politik für nachhaltige Ernährungskultur

Als Pioniere für nachhaltige Ernährungskultur setzen sich Bäuer:innen, Hersteller:innen und Händler:innen mit Verbraucher:innen für ressourcenschonende Stoffkreisläufe, agrar-biologische Vielfalt, einen würdevollen Umgang mit Nutztieren sowie selbstbestimmte Arbeit auf dem Lande ein. Dafür brauchen wir politische Rahmenbedingungen, die der agrar-kulturellen Vielfalt nicht den Garaus machen, sondern Nachhaltigkeit fördern. Und die entsprechenden Verbündeten, die mit uns an diesen Zielen arbeiten.

Der Demeter e.V. bringt daher Meinungen und Impulse in politische Diskussionen auf Landes- und Bundesebene, in der Europapolitik und in der Weiterentwicklung der internationalen Biobewegung ein. Dies geschieht zu einem großen Teil durch die Zusammenarbeit in Dachverbänden und Netzwerken. Folgende Themen sind uns dabei besonders wichtig:

Die Regeln für die biologische Landwirtschaft wurden in den letzten 90 Jahren von BäuerInnen sowie Verarbeitern in Zusammenarbeit mit kritischen VerbraucherInnen immer weiter entwickelt .Diese Arbeit war auch Grundlage für die Schaffung der EU-Ökoverordnung. Um die Bio-Qualität abzusichern, nachhaltig weiter zu entwickeln und mehr Betriebe zur Umstellung auf Bio zu bewegen, brauchen wir eine schrittweise Weiterentwicklung der bestehenden, bewährten Regeln. Zudem eine konsequente Förderung des Ökolandbaus (Beratung, Verbraucherinformation, Ökoprämie, Forschung, Vernetzung wie z.B. Saatgutdatenbank) im Rahmen der Agrarpolitik. Langfristig brauchen wir gerechte Preise durch Internalisierung externer Kosten für Umwelt und Gesundheit - der ökologische Landbau muss zum Standard für zukunftsfähige Agrar- und Ernährungskultur werden.

Nur die Vielfalt robuster Kulturpflanzen sichert dauerhaft die Ernährung mit aromatischem Obst, fruchtbarem Gemüse und standortangepasstem Getreide. Gerade durch den Klimawandel gewinnt die Anpassungsfähigkeit unserer Kulturpflanzen an Bedeutung. Biodynamische Züchtung setzt hier bereits Maßstäbe. Dem steht oft die Gesetzgebung entgegen, die Einheitlichkeit und damit auch die Konzentration am Züchtungsmarkt fördert. Im Saatgutverkehrsgesetz muss Biodiversität oberstes Ziel werden. Die Anerkennung biologisch gezüchteter Sorten muss vereinfacht werden, die Saatgutarbeit von KleingärtnerInnen muss ohne Auflagen möglich sein. Pflanzenzüchtung für den Biologischen Landbau sollte stärker öffentlich gefördert werden, der Schutz vor Kontamination mit Agro-Gentechnik muss gewährleistet sein.

Mehr zu unserer Züchtungsarbeit

Massentierhaltung und Großschlachthöfe stehen zu Recht in der Kritik. Der größte Teil der real existierenden Tierhaltung ist unserer Gesellschaft nicht würdig. Wir brauchen das Tier in der Landwirtschaft für nachhaltige Bodenfruchtbarkeit und sinnvolle Dünger-Gewinnung. Dafür sind wir ihm einen angemessenen, würdevollen Umgang schuldig. So wird die Erzeugung von Fleisch teurer – und ihren Preis wert. Wir brauchen also eine Renaissance der Kultur des guten Sonntagsbratens statt Masse. Deshalb fordern wir öffentliche Gelder dürfen ausschließlich den Bau bäuerlicher und artgerechter Ställe fördern. Öffentliche Verbraucherkampagnen für die gesellschaftliche Entwicklung eines angemessenen Fleischkonsums mit entsprechenden Qualitätsstandards und eine Verschärfung des Ordnungsrechts für ein besseres Mindestmaß der artgerechten Tierhaltung.

Die zunehmende Konzentration von Land in wenigen Händen und die Entwicklung hin zu Land als Spekulationsobjekt verhindert Wachstum der bäuerlichen Öko-Landwirtschaft. Nachhaltige Landwirtschaft braucht Betriebe, in denen Menschen Verantwortung für Erde, Pflanzen, Tiere übernehmen. Durch kreative Lösungen – gerade aus dem Biodynamischen Zusammenhang – werden alternative Besitzmodelle entwickelt, denen Vorrang einzuräumen ist. Wir fordern Steuerung der Landverkäufe durch die Politik und einen Stopp für marktverzerrende Subventionen (Flächenprämie deckeln/ Arbeitsplatzbindung).

Bio als solidarische Bewegung braucht faire Handelsregeln statt einseitiger Freihandelsabkommen. Beispielgebend für soziale Landwirtschaft zeigen zahlreiche Demeter-Projekte, wie auf Höfen, in Verarbeitung und Vermarktung sinnvolle Betätigungsfelder entstehen für Menschen mit Handicaps, Beteiligungsmodelle den direkten Bezug zwischen VerbraucherIn und ErzeugerIn ermöglichen und die gemeinsame Verantwortung für das tägliche Brot wächst. Direktvermarktung und Verarbeitung von Lebensmitteln auf dem Hof oder in kleinen Handwerksbetrieben vor Ort sind die Basis einer vielfältigen Ernährungskultur. Sie muss gefördert statt erschwert werden. Wir brauchen von der Politik eine Förderung sozialer Landwirtschaft; transparente, klare und faire Handelsregeln; Ernährungsbildung in Schulen und angemessene Hygieneregeln für handwerklich arbeitende Verarbeitungsbetriebe mit regionaler Ausrichtung sowie entsprechende Beratung.

Bürgerinnen und Bürger wünschen sich eine gesunde Umwelt. Denn das ist – auch auf globaler Ebene – unverzichtbare Voraussetzung für unsere Ernährung sowie für wirtschaftliche, politische und soziale Stabilität. Die Gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) regelt als zentrales Instrument, wie europäische Landwirtschaft funktioniert. Mit rund 40 % des EU-Budgets (etwa 55 Mrd. € jährlich) steuert sie, wie sich Landnutzung, Bodenfruchtbarkeit, Klima, die Haltung unserer Nutztiere und die Agrarumwelt entwickeln und wie damit der ländliche Raum gestaltet wird. Deshalb fordern wir eine GAP, die ökologische Nachhaltigkeit und die Honorierung gesellschaftlicher Leistungen zum Grundprinzip macht. Gemeinsam mit anderen Bioverbänden haben wir unsere Position zur Reform der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik veröffentlicht: „Starke Höfe, gesunde Umwelt, lebendige Dörfer: Für eine zukunftsfähige Gemeinsame Agrarpolitik der EU“. www.boelw.de/gap2020

Mit unseren Kolleginnen und Kollegen im Europäischen Dachverband IFOAM EU haben wir eine Vision für die Zukunft der gemeinsamen EU Agrarpolitik erarbeitet.

Mehr zur GAP

Demeter setzt sich für eine Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) ein, die Mensch, Tier und Natur in den Mittelpunkt stellt. 114 Euro zahlt jede*r EU-Bürger*in pro Jahr für die GAP – viel Geld für eine Förderpolitik. Diese Gelder müssen endlich zielgerichtet eingesetzt werden, um den Umbau der Landwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit, Biodiversität und Tierwohl voranzubringen und das Höfesterben zu beenden.

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